Eines meiner Lieblingsgedichte:
AN EINE, DIE VORÜBERGING
Die betäubende Strasse um mich herum brüllte,
Groß, schlank, in tiefer Trauer, majestätischer Schmerz,
Ging eine Frau vorbei, mit reicher Hand
Raffend, wiegend das Feston und den Saum.
Leichtfüßig und edel mit ihrem Statuen-Bein,
Doch ich - ich trank, gespannt wie ein Wahnsinniger
In ihrem Auge, fahler Himmel, wo der Orkan sich zusammenbraut,
Die Süße, die behext und die Lust, die tötet.
Ein Blitz…dann die Nacht! Flüchtige Schönheit,
deren Blick mich plötzlich neu geboren hat,
Werd ich Dich nicht mehr sehen vor der Ewigkeit?
Anderswo, sehr weit von hier! Zu spät! niemals vielleicht!
Denn ich weiß nicht, wohin du fliehst, du weißt nicht, wohin ich gehe,
O du, die ich geliebt hätte, o du, die es wusste!
Charles Baudelaire (1821 – 1867)
Chopins 3. Impromptu Ges-dur op. 51 entstand in etwa zur gleichen Zeit.
Beide Meisterwerke weisen eine Wesens-Verwandtschaft miteinander auf.